Juden in Berlin

Mit der Hilfe des Himmels...

 
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com

Deutschland im Dezember 2004 und im Januar, Februar, März, April, Mai, Juni 2005

[Urgent Call for Your Help] [Nicht Reden! Handeln!]
[Sign Our Petition] [Unterschreiben Sie den "Offenen Brief"]

haGalil e.V., Münchner Bank BLZ 701 900 00, Konto Nr. 872 091
Weitere Angaben zu Überweisungen aus dem Ausland (BIC/IBAN), Lastschriftverfahren, PayPal, Support & Honour, Spendequittungen etc. finden Sie auf den Seiten des haGalil e.V...

 


8. Mai 1945 - 8. Mai 2005:

Nachsatz zur Vorgeschichte

Von Axel Azzola, Jüdische Korrespondenz Juni 2005

Am 8. Mai 1945 endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht der vom Deutschen Reich zu verantwortende 2. Weltkrieg und damit jene nationalsozialistische Barbarei, die, gestützt auf eine anfängliche militärische Übermacht, insbesondere Juden und Zigeuner mit Mord und Totschlag bedroht sowie Furcht und Schrecken zeitweilig über nahezu den ganzen europäischen Kontinent ausgebreitet hatte.

Mit diesem Deutschen Reich war am 8. Mai 1945 ein Feind der Menschheit untergegangen. Millionen von Toten waren als Opfer deutschen Terrors zu betrauern. Zugleich verwundert es nicht, dass die Brutalität des Krieges und die Barbarei des den Alliierten nicht verborgen gebliebenen Völkermordes unangemessene Reaktionen auch auf der Seite der Alliierten begünstigten, weshalb eine moralische Mitverantwortung für Regelverletzungen wie die durch nichts militärisch zu rechtfertigende Bombardierung von Dresden und die Vergewaltigung von Frauen insbesondere an der »Ostfront« auch die Reichsregierung trifft. Es verwundert auch nicht, dass die Mehrzahl der Deutschen die Kapitulation nicht als »Befreiung« sondern bestenfalls als ein Ende ihrer Angst empfanden, dem Krieg doch noch zum Opfer zu fallen.

Nur wenige Deutsche konnten von dem Sieg der Alliierten persönliche Vorteile erwarten, während viele Grund genug hatten, sich vor einer Rache der Sieger und der Überlebenden unter den Opfern zu fürchten. Schließlich kam es ja auch zu einer Vertreibung von fast 10 Millionen Deutschen und in einigen Fällen zu lynchartigen Übergriffen. Schön war das für die Besiegten sicherlich nicht. So erlebt die Mehrzahl der Deutschen bis heute den Tag der Kapitulation auch im Rückblick als den Tag einer Niederlage und nicht als den Tag auch ihrer Befreiung und die eigenen Opfer dieses Krieges standen ihnen immer klarer vor Augen als jene Opfer, deren sie sich hätten schämen müssen.

Deshalb brauchte es lange Zeit, bis ein Bundespräsident 1985 unmissverständlich auf die deutsche Ursächlichkeit und damit Mitverantwortlichkeit auch für diese Folgen des Krieges hinwies. Diese Rede war eine mutige Tat, und gerade die Erforderlichkeit dieses Mutes ist es, die uns nach wie vor bedrückt.

Sicherlich gedenken auch wir Juden der Opfer des deutschen Volkes. In erster Linie gedenken wir jener lauteren Menschen, die, wie die Angehörigen der »Weißen Rose« den Einsatz für ihre der Menschlichkeit geschuldeten Ideale mit ihrem meist jungen Leben bezahlten. Wir gedenken auch aller Opfer des politischen und des gegen diesen Krieg und die Nazibarbarei gerichteten militärischen Widerstandes und wir gedenken der Menschen, die ihr Leben opferten oder riskierten, als sie Verfolgte verbargen und ihnen so oder anders zur Seite standen. Das Gedenken an diese Gerechten soll in unseren Herzen bewahrt sein und sie seien gesegnet von Generation zu Generation, ein Dank bis ins 70. Glied.

Wir verdrängen auch nicht die Tatsache, dass es deutsche Opfer alliierten Kriegsunrechts gab. Aber wir sind betrübt darüber, dass Menschen noch heute das Bedürfnis haben, unter Vernachlässigung des universellen Ursachenzusammenhangs zwischen der von Deutschland und von Deutschen teils befohlenen, teils selbst begangenen Barbarei und auch diesen deutschen Opfern so zu tun, als ob es eine Austauschbarkeit von Tätern und Opfern gäbe, die eine programmatische Gleichartigkeit des Gedenkens rechtfertigen könnte.

Gerade deshalb war es so wichtig, dass in Berlin wie in ganz Deutschland Zeitzeugen und Nachgeborene, vom Faschismus wider damaligen Willen und dankbar Befreite, an diesem 8. Mai 2005 mit einem Tag für die Demokratie an die Befreiung und die Befreier erinnert haben und erinnert worden sind. Hoffentlich wird das nicht vergessen.

Eine zwiespältige Bilanz:
60. Jahrestag im Spannungsfeld von Geschichte und Gegenwart
Vielleicht noch zu keinem Jahrestag der Befreiung gab es solch großes Interesse, so viele Veranstaltungen, politische Kundgebungen, Demonstrationen und Willensbekundungen von Bürgern dieses Landes, aber auch von Seiten des Staates...

Rückblick:
Gedenktagtorschlusspanik
Angesichts einer spürbaren Gedenktagtorschlusspanik quoll das 60. Jahr schon in den ersten Monaten ereignisgesättigt über den eigenen Tellerrand hinaus...

Max Mannheimer wurde von der Stadt München mit der Medaille in Gold "München leuchtet - Den Freunden Münchens" für seine außergewöhnlichen Verdienste um Aussöhnung und Toleranz geehrt. Mannheimer, 1920 in Nordmähren geboren, überlebte die Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz und Dachau. Er ist Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und unermüdlich in der Aufklärungsarbeit über die Nazi-Zeit tätig, vor allem durch Führungen im KZ Dachau und Vorträge vor Jugendlichen.

Die Jüdische Korrespondenz als PDF

Tag für Demokratie / 8. Mai in Berlin Foto: André Lossin

haGalil.com - 05-06-2005

 

ANZEIGE



DE-Titel
US-Titel


haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln die Meinungen der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

Kontakt: hagalil@hagalil.com / 0179-1121546
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © by haGalil onLine®
bzw. den angegebenen Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved
haGalil onLine - Editorial
Impressum