8.
Berlin Jewish Film Festival
»Women, Crime & Passion«
9. bis 19. Juni
2002 - Kino Arsenal im Filmhaus am Potsdamer Platz - Potsdamer
Straße 2, Berlin-Tiergarten
DAS
PROGRAMM
Eröffnung:
Sonntag, 9. Juni 2002 19 Uhr (Wiederholung 21.30 Uhr), Begrüßung durch
Moishe Waks, Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
Deutschlandpremiere:
DESPERADO SQUARE, Regie: Benny Torati, Israel 2000, 97 min., Original
mit engl. UT, deutsch eingesprochen
Gast: Produzent Amir Harel
Morris Mandebom ist
genau ein Jahr tot, als er seinem Sohn Nissim im Traum erscheint und ihm
aufträgt, sein vor vielen Jahren zugesperrtes Kino wieder zu eröffnen. Am
selben Tag kommt auch Avram, Morris’ Bruder und Miteigentümer des alten
Kinos, nach 25 Jahren in das Dorf zurück – zur großen Verwirrung der
attraktiven Mandebom-Witwe Seniora, die einst Avrams Bruder heiratete.
Ihre Söhne Nissim und George und der ehemalige Filmvorführer Aaron fragen
Yisrael, den Kinospezialisten der Gegend, welchen Film sie als ersten
zeigen sollen. Yisrael empfiehlt ihnen das indische Melodram “Sangam”
(1964) von Raj Kapoor.
Montag, 10. Juni
19 Uhr
Wir stellen vor:
Nachwuchs-Filmemacherin der besonderen Art
Pearl Gluck und
ihr Kurzfilm GREAT BALLS OF FIRE, USA 2001, sowie Ausschnitte aus DIVAN,
USA 2001 (Originalfassung)
“Divan” ist eine Reise
aus einer chassidischen Gemeinde im New Yorker Brooklyn zurück zu den
Wurzeln in Ungarn und zurück. Ziel ist es, ein Familienerbstück aus der
Jahrhundertwende zu bergen. Die Couch, auf der chassidische Rabbis sich
einstmals zu Ruhe betteten, steht jetzt im Haus des Urgroßvaters der
Filmemacherin im ungarischen Rohod. Divan ist eine in Bildern erzählte
Parabel über eine chassidische Gemeinde, die die Regisseurin in ihrer
Jugend verließ. Eine unkonventionelle Betrachtung einer religiösen Ikone.
21 Uhr
Deutschlandpremiere:
CLEAN SWEEP, Regie:
Oded Davidoff, Israel 2001, 92 min., Original mit engl. UT, deutsch
eingesprochen,
Einführung: Pieke
Biermann, Krimiautorin und Kolumnistin der “Jüdischen Allgemeinen”
Dieser zugleich
atemberaubende wie witzige Krimi basiert auf dem israelischen Bestseller “Tweedle’dee”.
Die Geheimagentin Aya ist zwar knallhart, wenn es um Bösewichte geht, aber
bei ihrem verheirateten Lover und Chef werden ihre Knie weich. Doch Aya
rekapituliert ihre Position, als sie erkennen muß, daß ihr Boss sie nicht
nur im Bett benutzt, sondern auch noch als Köder für die Unterwelt. Die
Zeit bis zur Gerichtsverhandlung mit dem Gangster wird knapp, und es ist
nur noch ein Zeuge verblieben. Jetzt kommt die Zeit für Aya, die einen
Plan schmiedet, um endlich reinen Tisch zu machen. Wird Aya in diesem
wilden und komischen Kampf der Geschlechter am Ende obenauf sein?
Bitte beachten:
dieser Film ist nichts für zarte Nerven!
Dienstag, 11. Juni
19 Uhr
Frans Weisz Special I
POLONAISE, Regie:
Frans Weisz, Niederlande 1989, 90 min., Original mit engl. UT, deutsch
eingesprochen
Gast: Frans Weisz
im Gespräch mit Ellen Presser, Leiterin des Jugend- und Kulturzentrums der
Israelitischen Kultusgemeinde München
“Leedvermaak” (so der
holländische Titel dieses Films) heißt eigentlich Schadenfreude. 1972:
Hochzeit von Lea und Nico. Beide sind über dreißig., beide überlebten den
Krieg im Versteck bei Christen. Während Leas Eltern überlebten, starb
Nicos Mutter. Leas Wut, als Kind verlassen worden zu sein, entflammt
erneut, als etliche ihrer Ex-Liebhaber zur Hochzeitsfeier kommen. Die
Atmosphäre erhitzt sich, und vieles aus der Vergangenheit tritt wieder in
Erscheinung.
21.15 Uhr
CASTING, Regie:
Emmanuel Finkiel, Frankreich 2001, 90 min., Original mit engl. UT
Für die Besetzung seiner Filme “Voyages”
und “Madame Jacques Sur La Croisette” interviewte der französische
Regisseur Emmanuel Finkiel auch Hunderte von jiddischsprechenden Männern
und Frauen im Alter von 60 bis 90. Alles keine professionellen
Schauspieler. Man muß beide Filme nicht gesehen haben, um von diesem
Dokumentarfilm bezaubert zu sein, in dem viele der wichtigsten Interviews
gezeigt werden. Die Möchtegern-Schauspieler und ihre Geschichten sprechen
für sich. Diese Auszüge vom Vorsprechen für beide Filme eröffnen einen
Einblick in eine untergegangene Welt und auf das neue Leben dieser
Überlebenden.
Mittwoch, 12. Juni
19 Uhr
Frans Weisz Special II
Berliner Premiere:
QUI VIVE, Regie: Frans
Weisz, Niederlande 2001, 100 min., Original mit engl. UT, deutsch
eingesprochen
Gast: Frans Weisz
im Gespräch mit Ellen Presser, Leiterin des Jugend- und Kulturzentrums der
Israelitischen Kultusgemeinde München
“Qui Vive” ist eine
Fortsetzung von “Polonaise” (Frans Weisz, 1989), jenem Film über
die Heirat von Nico und Lea, bei dem das Gefühl von “lacht, aber weint”
die ganze Party bestimmt. Leas erster Ehemann, Alexander, hat die Feier
als Hochzeitsgeschenk für seine Ex-Frau aufgezeichnet. Nun macht er einen
Film zu seinem Film und zeigt uns, wie es den Figuren aus “Polonaise”
inzwischen ergangen ist. Dory, die erste Frau von Nico, ist schwanger. Der
Vater ihres Kindes ist Simon, gleichzeitig auch Vater von Lea. Nico gerät
in eine Krise und will als Direktor des Krankenhauses zurücktreten. Er
zieht sich auf einen Bauernhof zurück, auf dem er sich im Krieg versteckt
hielt. Hans, Nicos bester Freund, ist mit Pien verheiratet. Sie ist für
ihn zum jüdischen Glauben übertreten; nach sieben Kinder hat er aber genug
von der Ehe mit ihr. Zwart, der Vater von Nico, zieht sich immer mehr von
der Welt zurück. Immer wieder liest er die Briefe, die ihm seine Frau im
KZ schrieb.
21 Uhr
RUTHIE & CONNIE: EVERY
ROOM IN THE HOUSE
Regie: Deborah Dickson,
USA 2001, 58 min. Originalfassung
Im Mittelpunkt dieses
Dokumentarfilmes stehen Ruthie und Connie, die sich 1959 in Brooklyn
begegnen. Die beiden jungen Mütter freunden sich schnell an und ziehen mit
ihren Männern und Kindern in die Nähe von Coney Island, wo viele andere
junge Familien leben. Sie setzen sich für die Verbesserung ihrer
Lebensumstände ein und bewirken den Bau einer neuen Schule und einer
Synagoge. 1974 geschieht etwas Ungeheuerliches: Ruthie und Connie
verlieben sich ineinander und beschließen, alles hinter sich zu lassen und
ein neues Leben zu beginnen. Die Wellen der Empörung schlagen hoch – nicht
nur in den betroffenen Familien, sondern auch unter den Freunden und
Anwohnern. Während es den beiden gelingt, sich mit einigen
Familienmitgliedern und Freunden auszusöhnen, wächst in ihnen die
Überzeugung, daß es hier um mehr geht, als um die bloße Akzeptanz einer
persönlichen Entscheidung. Sie werden aktiv im Kampf um Gleichstellung und
erstreiten 1992 schließlich einen bahnbrechenden Sieg gegen das New York
City Board of Education.
Sonntag 16. Juni
Achtung: geänderte Anfangszeiten!
18 Uhr
Fanni Kaplan, oder:
wer schoß auf Lenin?
Vortrag von Juri Vexler und Isanna
Bruck-Fischman mit Ausschnitten aus dem Film “Lenin im Jahre 1918” von
Michail Romm (UdSSR 1939)
Russisch, Deutsche Übersetzungen:
Birgit
Veit
Fanni Kaplan wurde 1890 in Rußland in einem
Stetl im Kreise Wolin geboren. 1905 schloß sie sich den Anarchisten an.
Nach der Revolution 1917 wurden ihre antizaristischen Leistungen hoch
geschätzt, doch die bolschewistische Machtübernahme und insbesondere den
von Lenin propagierten Massenterror empfand sie als Verrat an der
Revolution. Am 30. August 1918 schoss sie auf Lenin: "Ich halte ihn für
einen Verräter", sagte sie unter der Folter, "je länger er lebt, desto
mehr wird die Idee des Sozialismus entstellt”. Drei Tage später wurde sie
ohne Gerichtsurteil im Kreml erschossen. Die offizielle Version des
Attentats wurde im Jahre 1939 von Michael Romm (“Lenin im Jahre 1918”)
verfilmt. Ob Fanni Kaplan wirklich auf Lenin schoss und hingerichtet
wurde, daran wird bis heute gezweifelt. Der Journalist und Regisseur Juri
Vexler und die Schauspielerin Isanna Bruck-Fischmann versuchen, etwas mehr
Licht in dieses immer noch dunkle Kapitel zu bringen.
19.30 Uhr
Deutschlandpremiere:
ISA KREMER: THE
PEOPLE’S DIVA, Regie: Nina Baker Feinberg, USA 2000, 56 min.,
Originalfassung
Isa Kremer, eine
begnadete Schauspielerin und Sängerin, die jiddische Lieder aus dem Dunkel
des vorrevolutionären Rußlands auf die Bühnen der größten Konzerthäuser
der Welt brachte, ist heute fast vergessen. Nina Feinbergs Dokumentarfilm
zeigt Archivmaterial und Fotos, um die Geschichte dieser phantastischen
Frau zu erzählen, die im Angesicht von totalitären Systemen und
Machtwillkür jiddische Lieder in die ganze Welt hinaustrug.
JAZZMAN FROM THE GULAG,
Regie: Pierre-Henry Salfati, Natalia Sazonova, Frankreich 1999, 58 min.,
Original mit engl. UT
Diese mit dem Prix
Italia 2000 ausgezeichnete TV-Dokumentation erzählt das Leben von Eddie
Rosner, der als Orchesterleiter und Jazztrompeter in Stalins Sowjetreich
Karriere machte. 1910 in Berlin geboren, begann Rosner, der “weiße Louis
Armstrong”, seine Musikerlaufbahn bei der bekannten Jazzband "Weintraubs
Syncopators". Unter den Nazis emigrierte er zunächst nach Polen und floh
von dort in die Sowjetunion. Dort tourte er mit einem eigenen Orchester
durch das Riesenreich und wurde vom Publikum gefeiert. 1945 internierte
man ihn ohne Verfahren in einem der berüchtigten Lager, Jazz galt jetzt
als dekadent, und Rosner war Jude, ein Verhängnis auch in der
stalinistischen Sowjetunion. Im Gulag gründete er eine Gefangenenband.
Neun Jahre später rehabilitierten ihn die Sowjets, wieder gründete er ein
Orchester und hatte Erfolg. Anfang der siebziger Jahre durfte er in seine
Heimatstadt Berlin ausreisen, wo er 1976 völlig verarmt starb. Neben
einzigartigen Archivaufnahmen läßt der Film viele Zeitzeugen, und
besonders ausführlich Rosners Tochter Erika zu Wort kommen.
21.30 Uhr
L’Chayim, Comrade Stalin
Regie: Yale Strom, USA
2002, 90 min. Originalfassung
Im Frühjahr 2000 begab
sich Yale Strom auf die beschwerliche Reise nach Birobidshan, der
Hauptstadt des Jüdischen Autonomen Gebiets an der östlichen Grenze
Sibiriens. Dabei wird er von seinem Übersetzer und Bodyguard Slawa
Andrejowitsch begleitet, einem ehemaligen KGB-Mann. Slawa ist ein Enkel
von Michail Kalinin, dem “Präsidenten” der Sowjetunion und Wegbereiter des
Jüdischen Autonomen Gebiets. Doch er entpuppt sich auch als
ausgesprochener Antisemit, obwohl er Yale gut leiden kann. Die endlose
Zugreise und der beiläufige Antisemitismus der russischen Mitreisenden
lassen Yale Strom ahnen, wie die Erfahrungen der ersten jüdischen Pioniere
gewesen sein müssen, als sie sich 1928 in dieser Region ansiedelten. In
Interviews, aber auch in Archivaufnahmen und Ausschnitten aus dem Film
“Die Glückssucher” von W. Korsch-Sablin (UdSSR 1936) entsteht ein
lebendiges Porträt über die Lebensbedingungen der damals jungen ersten
Siedler des Jüdischen Autonomen Gebiets.
Gast: Inna Slavskaja,
Sängerin
Montag, 17. Juni
19 Uhr
Deutschlandpremiere:
TWO STATES OF MIND,
Regie: Shira Richter, Israel 2001, 52 min. Original mit engl. UT
Gast: Regisseurin
Shira Richter
Im Mittelpunkt dieses
in israelisch-palästinensischer Koproduktion gedrehten Dokumentarfilms
stehen zwei Frauen: eine Israelin aus Tel Aviv und eine Palästinenserin
aus Ramalla. Beide folgen der Einladung, als “Peace Team” an einer
Jeep-Ralley durch die Wüste Sahara teilzunehmen: ohne jede Erfahrung, doch
voller Enthusiasmus machen sie mit, in der Annahme, es handele sich um
eine Art Abenteuerurlaub. Doch was ihnen bevorsteht, ist eine Achterbahn
aus Politik, Verzweiflung, Humor und Courage. Zwei Frauen, zwei Kulturen,
zwei Persönlichkeiten, für zwölf brütend heiße Tage und ebensoviel
eiskalte Nächte zusammengepfercht in einem winzigen Jeep. Sie müssen
zusammenhalten, wenn sie das überleben wollen. “Wenn eine von uns
steckenbleibt, tut es die andere auch”, ist ihr Motto, und es ist auch die
Botschaft, die sie an den Zuschauer weitergeben.
21 Uhr
Deutschlandpremiere:
THE TRAVELLERS: THIS
LAND IS YOUR LAND, Regie: Robert Cohen, Kanada 2001, 72 min., engl.
Originalfassung
Die Travellers, eine
populäre Folk-Gruppe, haben aus Woody Guthries Song “This Land Is Your
Land” die kanadische Nationalhymne gemacht. Ihre Kindheit in den 30er
Jahren, geprägt von jüdischer Kultur, und frühzeitiger Kontakt mit
Antisemitismus kanadischer Art, waren Grundlage für ihren Idealismus und
ihre politische Arbeit als Mitglieder der links ausgerichteten United
Jewish People’s Order. Die Mitglieder der Gruppe waren überzeugt, daß sie
mit ihrer Musik, einem aus kanadischen und jiddischen Folksongs
bestehenden Repertoire, einen Beitrag zur Verbesserung der Welt leisten
könnten. Gezeigt werden Aufnahmen von ihren Konzerten und Interviews mit
den Gruppenmitgliedern Sid Dolgay, Jerry Gray, Jerry Goodis und Simone
Johnstone. Sie ergeben ein lebendiges und anrührendes Filmwerk, das die
Entwicklung der Gruppe dokumentiert.
Dienstag, 18. Juni
19 Uhr
DREI KUGELN UND EIN
TOTES KIND, Dokumentarfilm von Esther Schapira, ARD/HR 2002, 45 min.
anschließend: Esther
Schapira im Gespräch mit Igal Avidan, Deutschland-Korrespondent des
Jerusalem Report
Die Bilder gingen um
die Welt: ein kleiner Junge in den Armen seines Vaters, der hinter einer
Tonne kauert, wo er in einem Kugelhagel Schutz sucht. Vor laufender Kamera
stirbt der Zwölfjährige. In den Augen vieler, nicht nur der Palästinenser,
beweisen die Bilder des Kameramannes nur eines: Mohammed al-Dura, der
Zwölfjährige, ist Opfer israelischer Schützen geworden. Sein Tod macht ihn
zum Märtyrer. Mit seltener Präzision geht Esther Schapira nun den Spuren
nach, den der Vorfall hinterließ, befragt Zeugen, untersucht den Ort des
Geschehens, läßt sich Geschosse und Schußkanäle erklären, beobachtet
Ungereimtheiten aller Art und stellt so in Frage, was zunächst eindeutig
schien.
21 Uhr
AUGUST, Regie: Avi
Mograbi, Israel/Frankreich 2002, 72 min. hebr. Original mit dt. UT
Den Monat August hält
Avi Mograbi, der hier sich selber spielt, für die schlimmste Zeit im Jahr.
Seine Frau hingegen (ebenso von ihm gespielt) schätzt ihn als eine Zeit
des Optimismus. Mograbi beginnt mit Straßenaufnahmen für seinen Film, der
zwei Extreme zu vereinigen sucht: das Objektive einer Dokumentation über
das Leben in Israel, und das Subjektive eines Spielfilms, der
autobiographisch von den Schwierigkeiten des Filmemachens handelt. Während
der Dreharbeiten verliert der Regisseur die Kontrolle über das, was seine
Kamera aufnimmt. Auf ganz andere Art als beabsichtigt, geht die Geschichte
schließlich ihren Gang.
Mittwoch, 19.Juni
19 Uhr
SILENCE, Regie: Sylvie
Bringas, Orly Yadin, Großbritannien 1998 10 min., Originalfassung
Gast:
Co-Regisseurin Orly Yadin
Tana Ross erzählt in
dem künstlerisch bedeutsamen und zugleich ausdrucksstark gestalteten
Animationsfilm ihre Erinnerungen an die Kindheit unter der Shoah und an
die anschließenden Jahre in Schweden. In einer Mischung aus
dokumentarischen Fotos und Trickmontagen berichtet sie vom Verlust der
Mutter, von der Verschleppung nach Theresienstadt, vom Überleben mit der
Großmutter, von der Befreiung durch die Rote Armee und vom Neubeginn in
Schweden im Hause ihrer Verwandten. Es ist das Schweigen darüber, das sie
ihr Leben lang begleitet hat. In diesem Film, 50 Jahre danach, geht sie
daran, es zu brechen.
Deutschlandpremiere:
KEEP ON WALKING,
Regie: Tana Ross, Jesper Sorensen, Freke Vuijst, Vibeke Winding, USA 2001,
53 min., Originalfassung
Gäste: Regisseurin
Tana Ross, Joshua Nelson und Co-Produzentin Kerstin Allroth
Einführung: Christa
Maerker, Filmregisseurin und –kritikerin, Publizistin
Vorgestellt wird
Joshua Nelson, Gospel-Sänger in der Tradition von Mahalia Jackson,
Geistlicher, Hebräischlehrer und
afro-amerikanischer Jude. Aufgewachsen bei seiner jüdischen Mutter ist es
ihm gelungen, Religion und Beruf zu verknüpfen. Mit 13 beginnt er zu
singen. Er verläßt seinen Heimatort Newark, New Jersey, um das Wort in den
USA und darüber hinaus zu verkünden. Eine faszinierende Reise durch die
Musik, erzählt von einem nicht minder faszinierenden Mann, der die
geistige Kluft zwischen zwei Bevölkerungsgruppen in den USA überbrücken
muß, die mitunter sehr unterschiedlich sind. Gedreht wurde der Film
überwiegend im Rahmen der Auftritte und Workshops von Joshua Nelson in
Newark, St. Louis, Stockholm und Jerusalem.
21 Uhr
Deutschlandpremiere:
Kinky
Friedman
Regie: Simone de
Vries, Niederlande 2001, 54 min. Originalfassung
Gast: Regisseurin Simone de Vries
Richard “Kinky”
Friedman trat erstmals in den Siebzigern mit einem unverwechselbaren
Repertoire an Country-Rock-Titeln auf, in denen die ätzende Satire eines
Frank Zappa mit den sozialen Gedanken von Bob Dylan verschmolzen, um eine
Mischung zu fabrizieren, die zu Kopf geht und die genauso provozierend wie
unterhaltend ist. Kinky Friedman und “The Texas Jewboys” sind einfach
umwerfend. Als Kinkys Kariere in den 80ern die Luft ausging, kam er als
Autor von Mystery-Geschichten zu neuem Ruhm. Der Zuschauer erkennt
deutlich, daß Friedman mehr verdient, als die im Laufe der Jahre
automatisierte Verehrung als Kultfigur.
EXTRA: Donnerstag, 20. Juni, 19 Uhr
Neue Synagoge Berlin, Oranienburger Str.29, Berlin-Mitte
Zum ersten Mal in Deutschland:
JOSHUA NELSON IN CONCERT
Der einzige jüdische Gospelsänger, Star des Films KEEP ON WALKING
(gezeigt am 19. Juni um 19 Uhr)
Eintritt: 10,- € (ermäßigt: 8,- €)
Vorbestellungen unter Telefon 88028-263 |
Gerhard-Klein-Publikumspreis
Erstmals in seiner inzwischen 8-jährigen Geschichte
findet im Rahmen des Berlin Jewish Film Festival eine Preisverleihung
statt. Gewidmet ist der Preis dem 1999 im Alter von 79 Jahren verstorbenen
Gerhard Klein. In Berlin war Klein eine “Kinolegende”. Das Filmkunstkino
“Capitol” in der Dahlemer Thielallee 36 ist seine Schöpfung und wurde nach
seiner Gründung 1956 sehr schnell zu einem beliebten Treffpunkt und zu
einer Institution. Generationen von Studenten und Professoren der
benachbarten Freien Universität zählten zu seinem Stammpublikum, und neben
Filmen gab es dort auch Literaturabende. Schauspieler wie Curt Bois, Ernst
Deutsch, Maria Becker, Stefan Wigger, Martin Held, Helmut Qualtinger und
Peter Mosbacher lasen dort, und auch Künstler aus der DDR wie Gisela May
kamen, soweit es ihnen ermöglicht wurde, gerne hierher. Als
Kinderdarsteller hatte Klein, aus einer gutbürgerlichen Berliner Familie
stammend, selbst vor der Kamera und auf der Bühne gestanden. Er war der
Professor in der Bühnenfassung von Erich Kästners “Emil und die Detektive”
am Theater am Schiffbauerdamm und spielte unter Max Ophüls in dem Film
“Dann schon lieber Lebertran”. 1933 traf ihn das Berufsverbot der Nazis.
1934 kam er zum Jüdischen Kulturbund, schloß Bekanntschaft mit Fritz
Wisten und spielte Theater. Zusammen mit seinem Bruder gelang ihm 1939 die
Flucht mit einem illegalen Transport über Warschau und Neapel nach
Palästina, wo er in einem Kibbuz arbeitete und zusammen mit Freunden das
noch heute bestehende avantgardistische “Teatron Kameri” in Tel Aviv
begründete. Die Eltern, die im Oktober 1938 nach Polen deportiert worden
waren, hat er nie wiedergesehen. 1952 kehrte er nach Deutschland zurück.
Für seine anspruchsvolle Programmgestaltung im Kino “Capitol”, das er bis
1986 betrieb, erhielt er mehrere Auszeichnungen, darunter das
Bundesverdienstkreuz. Der Gerhard-Klein-Publikumspreis ist mit 2.000 Euro
dotiert.
Alle Besucher
des Berlin Jewish Film Festival sind herzlich eingeladen, Jurytätigkeit zu
übernehmen und nach der Vorführung durch das Einwerfen einer Postkarte,
die man mit dem Kauf der Eintrittskarte an der Kasse erhält, über Gefallen
oder Nichtgefallen abzustimmen
Änderungen vorbehalten!
Um mögliche Abweichungen vom gedruckten
Programm zu erfahren, empfehlen wir vorherigen Anruf unter Telefon 269 55
100
8. Berlin Jewish Film
Festival: Women, Crime & Passion
9. – 19. Juni 2002
Kino Arsenal im Filmhaus am Potsdamer Platz, Potsdamer Straße 2, 10785
Berlin-Tiergarten
Eintritt 6,- € Kartenvorbestellung
jeweils 7 Tage im Voraus nur unter Telefon 269 55 100
Mo-Fr 9-23 Uhr, Sa / So 16-23 Uhr
Veranstaltet von der
Jüdischen Volkshochschule Berlin zusammen mit den Freunden der Deutschen
Kinemathek e.V.
Gesamtleitung: Nicola
Galliner
Realisierung und Organisation: Milena Gregor
Beratung: Dvora Ben-David
Redaktion: Christian Deutschmann
Unser
Dank für ihre freundliche Unterstützung gilt: Botschaft des Staates Israel
in Deutschland
Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika
Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland
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